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Forschung

 

Das Projekt „App-solute Neuigkeiten“ untersucht die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Alltagshandlung Zeitunglesen und beschäftigt sich mit dem Übergang von analog (Printmedium) zu digital (App). Das Projekt setzt sich zum Ziel, zu untersuchen, welche Narrative in der intergenerationellen Begegnung während dieses Transformationsprozesses entstehen. Die diesen Narrativen innewohnenden Altersbilder sind Gegenstand literatur- und kulturwissenschaftlicher, medienwissenschaftlicher, narrativ-ethischer und linguistischer sowie pädagogischer und volkswirtschaftlicher Analysen. Innerhalb dieser Untersuchung wird dargestellt, wie diverse Altersgruppen miteinander und übereinander lernen und sich mit der Digitalisierung von Druckmedien auseinandersetzen.

Zusammenfassung der Projektergebnisse:

Als wichtigstes Ergebnis kann festgehalten werden, dass die intergenerationelle Kooperation im Rahmen des Projekts dazu führte, dass altersbasierte Stereotype nicht nur bezüglich Digitalisierungs-, sondern auch bezüglich anderer Kompetenzen hinterfragt, diskutiert und großteils abgebaut werden konnten. Altern – so die Teilnehmenden – wurde als heterogene Erfahrung erlebbar gemacht. Alter ist nur eine von mehreren Variablen, die immer in Zusammenhang mit anderen Identitätsaspekten wie etwa Bildungsstand, sozialer Zugehörigkeit oder Gender gesehen werden muss. Dies zeigt sowohl die Analyse der Digital Stories als auch des Fragebogens.

Als Potentiale in Verbindung mit der Digitalisierung von Tageszeitungen wurden Aktualität und Mobilität sowie auch Umweltfreundlichkeit und Multimedialität genannt. Herausforderungen sind Unübersichtlichkeit, die Benachteiligung älterer Personengruppen bei der Benutzerfreundlichkeit, die zunehmende Bildschirmzeit, die dadurch erforderlich wird und die Notwendigkeit sich teure digitale Endgeräte anzuschaffen. Obwohl die Teilnehmer*innen unter 35 anfangs häufiger technisch-digitalen Aufgaben übernahmen glich sich das über das Projekt hinweg zunehmend an. Eine Teilnehmerin betonte, dass es kein Wunder sei, dass sich ihre Enkelin besser mit Plattformen wie Moodle oder Zoom auskannte, wenn sie es laufend für ihr Studium benötigt, während sie diese noch nie gebraucht hatte. Somit ist zu beachten, dass Vorerfahrungen mit Technik und digitalen Medien eine deutlich größere Rolle spielen als das Alter der Teilnehmer*innen. Beide Altersgruppen beschrieben die Arbeit in intergenerationellen Tandems als „neu“ und „spannend“, stellten aber fest, dass das Alter für die Zusammenarbeit kaum eine Rolle gespielt hatte, sondern viel mehr andere Faktoren ausschlaggebend waren. Die Resultate des Fragebogens zeigen, dass die im Zuge der intergenerationellen Projektarbeit zu erledigenden Aufgaben von den Teilnehmenden individuell ja nach persönlichen Stärken und Interessen verteilt wurden.

Sowohl in den Digital Stories als auch im Fragebogen zeigten sich die jüngeren Teilnehmer*innen überrascht über die Offenheit und das Interesse der älteren Teilnehmenden für digitale Medien. Einige der Teilnehmer*innen über 60 nutzten beispielsweise bereits vor Projektbeginn schon die Zeitungs-App, was auch die Vertreter*innen der Kleinen Zeitung überraschte, da sie davon ausgegangen waren, dass nur jüngere Menschen sich für die digitale Zeitungsvariante interessieren würden. Zudem wurden die Technikkenntnisse der über 60-Jährigen nach dem Projekt von den unter 35-Jährigen als deutlich besser eingeschätzt als vor dem Projekt (wo sie deren Fähigkeiten noch nicht konkret kannten und nur grob beurteilen konnten). Diese Einschätzung deckt sich auch mit der Selbstwahrnehmung der älteren Teilnehmer*innen, die sich zu Beginn des Projekts unter ihren tatsächlichen technischen Fähigkeiten einschätzten. Umgekehrt waren viele ältere Teilnehmer*innen überrascht darüber, dass die jüngeren Kolleg*innen die Printzeitung bevorzugten und dass sie überhaupt derart interessiert am Zeitunglesen waren. Somit lässt sich feststellen, dass durch das Projekt gängige Altersstereotype, sowohl im Hinblick auf jüngere als auch auf ältere Menschen, überdacht wurden und sich teils als falsch herausstellten. Einige Teilnehmer*innen gaben an, über die Projektlaufzeit hinweg ihre Vorstellungen über die jeweils andere Altersgruppe verändert zu haben, da sich ihre Vorannahmen nicht bestätigt hatten. Als Tipps zum Umgang mit intergenerationeller Zusammenarbeit gaben beide Altersgruppen an, dass Offenheit gegenüber anderen Altersgruppen, Kommunikation auf Augenhöhe, Wertschätzung, Respekt sowie Empathie und das Erkennen des Lernpotentials des jeweils anderen essentielle Faktoren sind, damit intergenerationelle Zusammenarbeit gelingen kann.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Ergebnisse die Unangemessenheit gängiger Altersstereotype in Bezug auf die Digitalisierung aufzeigen und sogar widerlegen. Zwar zeigte sich, dass die technisch-digitalen Aufgaben stärker von der Gruppe der unter 35-Jährigen übernommen wurden, die restliche Zusammenarbeit jedoch von den vielfältigen und unterschiedlich in den Altersgruppen verteilten Fachkompetenzen und persönlichen Vorlieben bestimmt war. Wie sehr diese Vielfalt über die Generationengrenzen hinweg prägend war, zeigt auch die Zusammenfassung eines Teilnehmers: „Anders als erwartet, ist nicht ‚Alt‘ und ‚Jung‘ der Differenzierungsfaktor für die digitalisierte Zeitung, sondern vielmehr die Frage: Wie passt die Zeitung zu meinen Bedürfnissen?“

Die intergenerationelle Zusammenarbeit wurde dabei als durchwegs positiv erlebt. Wertschätzung und Kollegialität sowie Offenheit, Interesse und Motivation spielten ebenso eine Rolle wie Kreativität, Harmonie und Spaß. Erweitert wurden durch die Zusammenarbeit im Projekt nicht nur die eigenen (digitalen) Kompetenzen, sondern auch die Perspektiven auf die eigene sowie die andere Altersgruppe. Denn die intergenerationelle Zusammenarbeit stellte nicht nur stereotype Zuschreibungen an die jeweils andere Altersgruppe, sondern auch prinzipiell die dichotome Gegenüberstellung von Alt und Jung in Frage. Dies macht darüber hinaus deutlich, dass auch ein weiteres Ziel des Projektes erreicht wurde: Altersstereotype, die den Umstieg von analogem auf digitales Zeitunglesen beeinflussen und einschränken, zu thematisieren und dadurch Haltungen, Handlungsweisen und Strukturen zu verändern sowie neue, andere Zugänge und Sichtweisen auf das Alter(n) zu fördern.

Projektleitung

Univ.-Prof. Mag. Dr.phil.

Ulla Kriebernegg

Zentrum für Interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung
Schubertstraße 23/1
8010 Graz

Telefon:+43 316 380 - 8208


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